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Gamvik - Sletnes Fyr

Karte Gamvik Kopie

Hier oben wartet der eigentlich nördlichste Festlandspunkt Europas. Das Nordkapp ist ja nur eine Insel und nicht einmal die nördlichste Insel Europas.

Hier obern überrascht die Vegetation, aber auch die öde Landschaft. Es ist ein großartiger Wechsel.

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Nach dem See, der auf der Seite E6 abgebildet ist mit seinen Farben, geht es nordwärts. Vom Farbenrausch am See bin ich noch ganz in den Bann gezogen. Aber es geht weiter - und die Eindrücke werden mehr und mindestens genauso schön. Bei Ifjord geht es scharf links auf die 888 Richtung Mehamn. Die Straße ist teilweise neu ausgebaut, der Belag glänzt noch ganz schwarz, teilweisen ist sie arg ramponiert und oft nur einspurig. Mit vielen Biegungen und Steigungen zieht sie sich nach oben, dann wieder talwärts. Immer wieder gibt es Blicke auf das Meer, das tiefblau leuchtet.

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 Ich versuche noch vor Sonnenuntergang mein Ziel zu erreichen: das “Womo-Nordkapp” bei Sletnes hinter Gamvik. Dort hoffe ich noch den Sonnenuntergang sehen zu können. Einige Kilometer nach der Ortschaft Bekkafjord tauchen Warnschilder “Baustelle” auf. Zunächst weiter kein Problem, erst als die Schilder die Länge anzeigen, 27 km, werde ich misstrauisch. Aber nach einigen Kilometern scheint alles wieder in Ordnung - scheint! Denn dann kommt die eigentliche Baustelle: Die Straße wurde zwar groß verbreitert, aber dafür hat man auf den Teer verzichtet. So liegen 25 km Schotterstrecke vor mir, bedeckt mit grobem Kies, zum Teil waschbrettartig ausgefahren. Soll ich langsam fahren? Das Womo schüttelt und rüttelt! Dann also schneller - es rüttelst nicht mehr ganz so, als ich mit ca. 60-70 km/h über die Steine fliege. Mein armes Womo! Vor allem in den - weiten - Kurven fängt mein Knäuschen an zu driften ... Dann ein PKW auf der Straße, der einen Reifen wechselt ... (auf dem Rückweg sah ich wieder einen). Und trotzdem - an manchen Stelle muss ich halten und fotografieren. Ich bin froh, als die Baustelle zu Ende ist und mein Womo wieder festen Boden unter den Rädern hat. Abwechslungsreich zieht die Straße bis kurz vor Hoppseidet dahin. Dann geht es steil nach unten, bei Hoppseidet gibt es einen schmalen Landübergang zur Halbinsel Nordkinnhalvøya. Dann geht es ebenso steil nach oben. Hier verändert sich Landschaft schlagartig. Auf einmal befinde ich mich in einer reinen Karstlandschaft. Die Hochfläche ist bedeckt mit Geröll. Die vor allem im Winter unwirtlichen Bedingungen werden besonders an einer Stelle deutlich: Es gibt für den Winter einen Haltepunkt, an dem sich die Fahrzeuge sammeln, um dann im Konvoi die nächste Strecke zurückzulegen. Die Straße von Bekkarfjord nach Hopseidet musste 1999/2000 an 232 Tagen geräumt werden!  Nach einigen Kilometern zweigt links die 894 nach Kjøllefjord ab, ich bleibe weiter auf der 888 nach Mehamn. Alles ist mit dem roten Licht der untergehenden Sonne angestrahlt. In Mehmn geht es rechts ab nach Gamvik. Und hinter Gamvik liegt mein Ziel: ein Kiesweg, der vor dem Leuchtturm von Sletnes Fur abbiegt.

Bei meiner Fahrt 2007 habe ich feststellen dürfen, dass die Straße großen Teils fertig gestellt ist und sehr zügig zu befahren ist. Allerdings dürften jetzt andere Teile im Bau befindlich sein.

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Ich muss aber noch weiter, ich will bei Sletnes den Sonnenuntergang erleben. Als ich den richtigen Weg finde, stehen schon einige Womos dort - wohl die Wirkung des Führers aus der Womo-Reihe. Eigentlich ist dies auch ein Nordkapp: Das Nordkapp, das überall angepriesen wird, ist eigentlich auf einer Insel und damit nicht nördlichste Festlandspunkt Europas. Der ist genau genommen hier!

Kurz vor Gamvik

Ich stelle mein Womo ab und genieße den Blick auf die untergehende Sonne. Was mich wieder einmal fasziniert: die wechselnden Farben am Himmel, wie viele verschiedene Rosa- und Rottöne es geben kann, wie sich in wenigen Augenblicken Stimmungen verändern können. Es ist einfach großartig: Ich gehe am Strand entlang, geräuschlos zieht ein Postschiff der Hurtigrute vorbei, die Sonne versinkt langsam im Meer. Um 01.00 Uhr gehe ich ins Womo. Aber: Wann geht die Sonne denn wieder auf? Ich beschließe, auch den Sonnenaufgang abzuwarten. Um 02.30 Uhr ist es so weit. Und wieder andere Farben, anderes Licht. Aber sehen Sie selbst:

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Ein Postschiff gleitet vorbei, der Leuchtturm erstrahlt rot.

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Bei meiner Ankunft 2007 konnte ich einen Sonnenuntergang sehen, wie es nur selten geht: keine Wolke verhindert den Blick auf die letzten Meter am Horizont.

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Langsam versinkt die Sonne im Meer - traumhaft!

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Ein Fischerboot kreuzt weit draußen die Sonne, die sich am Horizont verformt und flimmert.

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Dann ist die Sonne weg - und über allem thront der Mond!

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von Minute zu Minute anderes Licht und andere Farben - ich kann einfach nicht ins Bett gehen, ich muss zusehen!

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Nach so viel Landschaft steht auch ein wenig Kultur an. Im Ort Gamvik gibt es ein kleines Museum, das einen Blick auf vergangene Zeiten ermöglicht. Auf Tafeln kann man sich auch über Flora und Fauna informieren. Eine ausgezeichnete Dokumentation mit Bildern und Landkarten - auch in Deutsch - zeigt die lange Siedlungsgeschichte dieser Gegend und die Lebensumstände auf. Bereits vor 9.000 Jahren lebten Menschen auf dieser Halbinsel trotz der Lebensbedingungen von nicht einmal 9,6° Durchschnittstemperatur im August. Im Ort Mehamn  leben derzeit etwa 900 Einwohner. Säulen des Wirtschaftslebens sind Fischfang und Fischverarbeitung. Um 1900 war Mehamn auch eine Walfangstation. Spuren der alten Besiedlung sind westlich des Leuchtturmes auf einem Wanderweg zu finden (mehr von diesem Weg weiter unten).

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Das Museum zeigt Küchengegenstände, Alltagsartikel, Walfischknochen, Telefone und Radios aus vergangenen Zeiten. Schon beim Anblick der kleinen Boote wird deutlich, wie mühselig und auch gefährlich früher die Arbeit des Fischfangs war.

Die hergerichteten Teile der Fischfabrik gewähren einen Einblick in den Produktionsablauf und die Schwierigkeit der Arbeit.

Auf keinen Fall versäumen sollte man die kleine “Diashow”, die angeboten wird: In einem kleinen Raum im Dachgebälk steht ein Diaprojektor mit einer einfachen Leinwand, man bekommt eine Gebrauchsanweisung für den Projektor und eine Kurzerklärung zu den Bildern in die Hand gedrückt - und auf geht´s in Eigenregie. Ich hatte das Glück, dass ein norwegisches Ehepaar mir freundlich zusätzliche Informationen zu den Bildern und den norwegischen Lebensgewohnheiten gab. Die Bilder aus der Winterzeit, Brutzeit und dem Mittsommer sind höchst interessant.

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Es wird aber auch ein anderes sehr schreckliches Kapitel in der Geschichte Gamviks angesprochen: die völlige Zerstörung im II. Weltkrieg durch die deutschen Truppen, die verbrannte Erde hinterließen.

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Ein einfaches altes Haus in Gamvik

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Nach der Zerstörung blieb nur ein Haus mit 20 qm übrig. In diesem Haus mussten 40 Personen leben. In der Not wurden dann umgedrehte Boote zu Häusern und Hütten.

Beim Besichtigen des Museum begleitet mich eine freundliche Führerin (sie hat mir übrigens auch das Einstellen dieser Bilder ins Internet zu privaten Zwecken erlaubt) und erklärt mir alles. Als wir zu den Bildern mit den Zerstörungen durch deutsche Truppen kommen, erkläre ich ihr, dass ich mich immer dafür schäme. Aber sie meint: “Ich war damals noch nicht geboren, Du warst noch nicht geboren. Wir können beide nichts dafür.” Ich bin froh über diese Einstellung.

Interessant sind auch die Erklärungen zum harten Winter hier oben, den Problemen, die es früher mit dem Alkohol gab und anderen Sorgen. Als ich auf einigen Bildern die Schönheit des Winters, der Stürme und des Eises bewundere , meint sie: “Für drei Wochen ist ja sicher ganz schön. Aber für ein halbes Jahr?”

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Die Kirche von Sletnes, die auch im Krieg zerstört und später neu aufgebaut wurde. Im Inneren steht ein Modell der alten Kirche.

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Innenraum und Altarbild der Kirche von Gamvik