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Von Kirkenes bis zum Pasvik-Nationalpark

Die 885 führt von Kirkenes hinaus nach Süden. Zunächst reiht sich Ortschaft an Ortschaft, neue Häuser an neue Häuser. Dann wird alles etwas menschenleerer. Auf der linken Seite liegen die Abraumhalden eines Tagebaus, kilometerlang. Dann wird die Straße kleiner und einsamer. Ab und zu regnet es. Eigentlich wollte ich noch bis fast zum Dreiländereck Norwegen - Russland - Finnland fahren, aber durch die vielen Kurven hat alles länger gedauert. Auf der linken Seite liegt eine Seenlandschaft. Nach einer Stunde Fahrzeit habe ich genug, es wird auch langsam Abend. An einer Abzweigung biege ich rechts ab, dann geht es auf einen dünnen Kiesweg. Die Äste von Bäumen und Büschen kratzen am Womo. Wo ich hier wohl hinkomme? Dann treten die Büsche zurück, eine freie und gekieste Fläche wird sichtbar. Hier bleibe ich mit dem Womo über Nacht. Am Abend höre ich dann Hecheln vor meinem Womo. Als ich hinausschaue, sehe ich einen alten Pickup, der von Schlittenhunden gezogen wird ... Dann gibt es noch einen Spaziergang im Abendlicht (und begleitet von Mückenschwärmen). Es ist eine wundervolle Landschaft, einsam und ruhig.

Am Morgen scheint dann die Sonne. Ich nutze die Gelegenheit und hänge Handtücher etc. einmal an die Sonne, damit alles richtig austrocknet.

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Dann mache ich mich auf zu einer Wanderung durch das Oksfjellet. Bei meinem Womo ist ein kleiner Weg ausgeschildert. Es ist richtig heiß, ein T-Shirt mit kurzen Ärmeln reicht völlig aus, ich muss auch so richtig schwitzen - und das so weit im Norden!

Der Weg geht zunächst malerisch durch einen Wald. Dort stoße ich auf eine Lagerstelle: ein Holzgestellt, das mit Planen abgedeckt werden kann. Dabei hängt ein Hinweisschild auf Bären, die hier noch vorkommen. Und wer die Wanderung ungefressen überlebt hat, darf sich in eine Art “Gipfelbuch” eintragen ...

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Dann geht es über einen Bach hinaus auf das Fjell. Der Boden federt und schmatzt unter den Schritten, es ist alles sumpfig. Auf Schritt und Tritt gibt es reife Blaubeeren und Moltebeeren. Es ist einfach wunderbar: die Sonne und die Wärme, die Landschaft mit ihrem Geruch nach Kräutern, die Beeren zum Essen ...

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Auf dem Rückweg entdecke ich einen kleinen Wasserfall und wasche mir mit dem frischen Wasser den Schweiß ab - und setze mich schnell wieder in Bewegung, bevor mich die Armee der Schnaken leergesaugt hat.

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Am späten Nachmittag ändert sich das Licht, alles ist in warme Farben getaucht.

Bei einer Wanderung an einem Weg gibt es wunderbares Licht, auch die Landschaft hat sich verändert: Felsen, darauf Bäume.

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Mit Sonnenuntergang wird es kalt, die Schnaken verschwinden, so dass ich in Ruhe die Landschaft ansehen und fotografieren kann. Das Licht wird kälter, allmählich steigt Nebel auf.

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Nachdem es dunkel wurde, gibt es noch eine eindrucksvolle Zugabe: Nordlicht wabert über den Himmel.

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Nach der Schönheit dieses Naturschauspieles gibt es am nächsten Tag das Gegenteil: Zerstörung von Natur und Umwelt. Es geht auf der 885 weiter Richtung Pasvik-Nationalpark. Die Straße dorthin ist zwar - bis auf die letzten 14 km - geteert, aber in einem üblen Zustand. Es gibt tiefe Schlaglöcher, eingebrochene Stellen, Rillen, manchmal habe ich gemeint, dass ein Rad ins Führerhaus kommen müsste ...

Erster Halt auf dem Weg ist die Höhe 96. Dort hat man eine tolle Aussicht hinüber nach Russland ...

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... und man sieht den Schmutz und Rauch, den die nahen russischen Industriestädte in die Luft blasen.

Die Natur in Norwegen scheint zwar unberührt, aber die Auswirkungen dieser Kraftwerke sind  verheerend: Seen sind übersäuert, der Fischbestand ist zurückgegangen. dazu noch die Nachwirkungen der Atomkatastrophe von Tschernobyl.

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Erst die Wohnblocks machen deutlich, wie groß der Betrieb ist, ebenso die winzigen Punkte der Autos auf der Straße dahinter. So kann man auch erkennen, wie viele Menschen hier arbeiten.

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