Nationalpark Gressamoen

Der Nationalpark Gressamoen wird weniger besucht. Doch er bietet Ruhe, Einsamkeit, schöne Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Womo und Wanderungen durch fast unberührte Natur.

 Das Womo wird ziemlich durchgeschüttelt, die Straße zieht beständig nach oben, auf den Waschbrettpisten rüttelt es das arme Womo ziemlich durch. Nach kurzer Suche und einigen verschwendeten Kilometern auf dem Holperweg finde ich meinen wunderschönen Übernachtungsplatz: am Fluss Luru, völlig ruhig. Ich höre und sehe am ganzen Tag und die ganze Nacht nur ein Auto, sonst ist nichts zu hören. Endlich Stille!

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Das Fahrrad auf dem Träger hinten am Womo gibt Zeugnis für den Straßenzustand auf dem  Weg hinauf zum Übernachtungsplatz.

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Der Blick aus dem Womofenster - schönste Natur direkt vor der “Haustür”!

Auf den sonnigen Abend folgt ein wunderbarer Morgen: Es ist erstaunlich warm.  Ich beschließe,  mit dem Rad nach oben zu fahren.

Auf dem Weg mit dem Rad hinauf sehen mir verblüffte einige Norweger zu, Sie haben ihre riesigen Wohnwagen bis hier herauf geschleppt und zusammengestellt, die Mitte mit einer Plane als Regendach abgespannt und sitzen jetzt da, trinken Dosenbier und lassen es sich gut gehen. Ein paar Jahre später sieht es noch wilder aus. es ist Jagdzeit. Die Straße ist rechts und links besetzt mit Fahrzeugen, zelten, Wohnwagen, Wohnmobilen, Hundeanhängern ... Ich bin auch ganz froh um diesen Anblick. Denn ich habe immer irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mit meinem Womo in die Natur stelle. Aber wenn es die Norweger machen ... Nach einer halben Stunde komme ich am oberen Parkplatz an. Ein Pärchen aus Niedersachsen macht sich für eine längere Wanderung mit Zelt etc. bereit. Nach einer kurzen Pause wandere ich zum Nationalpark. Es geht zunächst über eine Brücke, dann auf einem gekiesten Weg weiter nach oben. Der Blick öffnet sich auf eine weite Hochfläche, einige Holzhäuser geben Zeugnis von der früheren Bewirtschaftung. In der Zwischenzeit werden die Häuser und Zimmer aber vermietet.

Dann beginnt der Rückweg mit der Suche nach dem Trampelpfad. Auf ihm geht es abwärts, über glitschige Wurzeln und Äste. Als ich wieder zu den Häusern komme, setzt Regen ein, der immer stärker wird. Als ich unter dem Schutzdach am Parkplatz sitze, schüttet es einige Minuten lang - Glück gehabt. Als es aufhört zu regnen, packe ich meine Sachen und radle zum Womo. Nach über 5 Stunden auf den Beinen bin ich müde und froh über die gelungene Tour.

An den Häusern vorbei geht der Weg in den Nationalpark hinein - eigentlich kein Weg, sondern ein Trampelpfad durch knöcheltiefen Sumpf und Morast, manchmal auch kaum zu sehen. Es beginnt heftiger zu regnen. An einem kleinen Bachlauf entlang führt der Weg weiter nach oben. Es wird immer einsamer, außer dem Plätschern des Baches und einigen Vögeln ist nichts zu hören. Dazu die großartige Landschaft, ein Bachlauf über Felsen, moorige Flächen mit einzelnen Bäumen - einfach herrlich. Der Pfad - manchmal nur zu raten - leitet mich weiter nach oben, an einer kleinen Schlucht vorbei, wieder am Bachlauf entlang. Und immer nur Ruhe, kein Geschrei, niemand. Schließlich bleiben die Bäume mehr und mehr zurück, durch Heidelbeersträucher bahne ich mir den Weg nach oben. Die Sonne kommt durch, obwohl ich nur ein T-Shirt anhabe, schwitze ich  schon lange. Es ist angenehm warm. Jetzt tut sich der Blick auf über die Bäume hinweg auf das fast baumlose Fjell. Unter mir kleine Seen, umrahmt von abgestorbenen Bäumen. Ich setze mich einfach nur hin und schaue ...

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Karte Gressamoen Kopie

<<<   an der E6   :   RV 17   >>>

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Die Mautstelle, an der man bezahlen muss. Immer wieder gibt es diese “Bompanger” für Privatwege.

Alternativ bietet sich die Route Richtung Snåsa auf die 763 an, in Snåsa wird noch kurz eingekauft, dann geht es nach einer Mautstation  - mit einem unbeabsichtigten Umweg - hinauf in das Naturschutzgebiet Gressåmoen (ausgeschildert zuerst: Myset). Sicherheitshaber wähle ich an einem Abzweig den Weg für Busse, da auf dem kürzeren Weg wohl eine Höhenbeschränkung besteht.

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Kann man viel schöner übernachten?

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Nur drei Meter gehen - und dann bietet sich dieser Ausblick ...

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Oft habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich an einem solchen Platz stehe. Ist das überhaupt erwünscht?

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Stille ...

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Ab und zu geht der Weg über moorige Stellen, es gluckst und quatscht unter den Füßen bei jedem Schritt.

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Viele der Fichten haben an ihren Zweigen einen Bart.

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Es geht höher hinaus, die Bäume bleiben zurück. Was der Wind mit den Bäumen im Laufe der Jahre vollbringt, ist deutlich zu sehen.

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Deshalb liebe ich solche Wanderungen und Norwegen ...

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Bei all der großen und großartigen Natur sollte man auch den Blick für die Kleinigkeiten nicht verlieren. Die Flechte (oder der Pilz?) auf dem Bild ist nur wenige Millimeter groß.

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Die so gut schmeckenden Moltebeeren. Sie sind erst reif, wenn sie gelb sind, nicht wenn sie verlockend rot leuchten.

Endlich gibt es einen Kaffe, ich sitze auf meinem Campingstuhl am Flussufer und schaue in die Landschaft.
Es beginnt wieder zu regnen, ich ziehe mich ins Womo zurück und lese, dann folgt eine heiße Dusche, das tut gut.
Der leichte Regenschauer wird von stundenlangem Gießen abgelöst, erst um 24.00 Uhr hört es auf. Gegen 20.00 Uhr erschrecke ich: Es klopft an meiner Womo-Tür! Darf ich hier nicht stehen? Aber es ist ein freundlicher, ältere Norweger, der mich nach anderen Norwegern fragt. Häufiger fahren jetzt Autos nach oben. Anscheinend gibt es ein Jagdtreffen dort oben.

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Aber auch auf dem Weg zurück geht es nicht ohne den Blick auf die Natur.

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